Wenn fast 250 Kinder und Jugendliche von 3 Deutsch unterrichtenden Schulen aus Ulaanbaatar und Darchan 7 Tage lang im Internationalen Kinderzentrum Nairamdal zusammenkommen – was gibt das dann? Genau: die „Deutsche Woche“, eine Projektwoche in deutscher Sprache!
Grundlage der Woche war die Novelle von Gottfried Keller „Kleider machen Leute“. Diesen Text mussten die Schüler zuvor lesen und verstehen.
An 4 Tagen wurde Mode entworfen, wurden Texte erschlossen, Temperaturen gemessen und sich Gedanken gemacht über die kulturelle und klimatische Bedeutung der Kleidung. Die Mode wechselt im Laufe der Zeit und ist in Afrika anders. Sie ist teuer, doch die Textilarbeiter bekommen nur verschwindend kleine Anteile vom Verkaufserlös. Und wo bleibt das übrige Geld? Das fragten sich in einem Hörtext auch streikende Textilarbeiter aus Kambodscha. Und woher kommen die Rohstoffe für die Kleidung, z.B. für T-Shirts? Aus Colaflaschen, die mongolische Flaschensammler an Händler verkaufen! Interessante Sichtweisen, die da von den Schülern abverlangt wurden! Interesse erregte auch die Frage, warum es die Nase im Winter ohne Bekleidung aushält, während der übrige Körper warm eingepackt werden muss.
An fast 30 Stationen konnten die Schüler und Schülerinnen der Alexander-von-Humboldt-Schule, der Schule 18, beide Ulaanbaatar, und der Schule „Soyuz“, Darchan, ihre Kenntnisse der deutschen Sprache, ihre Lesefähigkeit, Schreibfähigkeit, aber auch ihre Weltkenntnis und Urteilsfähigkeit schulen bzw. verbessern. Erdacht und ausgearbeitet wurden alle Stationen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden von den beiden entsandten ZfA-Lehrern Grit Hahn (Schule 18) und Thomas Dippe (Alexander-von-Humboldt-Schule). Die mongolischen Lehrerinnen unterstützten ihre Schüler beim Umgang mit den Aufgaben und bei der Vorbereitung auf die Abschlusspräsentation. Sie bekamen dabei tatkräftige Hilfe der 3 Freiwilligen von „kulturweit“. Die 3 Freiwilligen organisierten zudem ein Theaterstück über das bekannte Grimm’sche Märchen „Das tapfere Schneiderlein“.
Der krönende Abschluss war am 17. Februar. In Anwesenheit der Ehrengäste, des Vertreters der Deutschen Botschaft, Herrn Stache, sowie der Direktoren und Schulmanager aller 3 Schulen, wurden die Ergebnisse in 3 Sprachen (deutsch, mongolisch und russisch) am 17.2. der Schülerschaft vorgeführt. Im ersten Teil ging es themengerecht eher ernst und sachlich zu, wenngleich die Gedanken zur Markenkleidung als Rap vorgestellt wurden. Im 2. Teil ging es hoch her. Die Schüler hatten sich Gedanken zu Schuluniformen und Festtagskleidung gemacht und ihre Wunsch-Outfits aus Spielkarten, Stofffetzen und Zeitungen gebastelt. Sie stolzierten bisweilen recht frivol und frech, auf jeden Fall selbstsicher und fast professionell, über den Laufsteg und stellten sich den kritischen Augen einer Jury, bestehend aus echten Models und den Ehrengästen.
Man konnte es leicht merken: „Kleider machen Leute – Leute machen Kleider“, ein Thema, das den Jugendlichen Spaß gemacht hat.
Text: Anne Schulte-Hillen, ZfA
Fotos: Thomas Dippe, ZfA